Warum sich die Extrameile nicht immer lohnt und manchmal sogar schädlich ist!

Sebastian Kummetz Brunetto
2 min readNov 28, 2018

Die Extrameile ist im Arbeitsalltag angekommen: Sie ist Teil eines jeden Bewerbungsgesprächs und gehört zum guten Ton unter Beratern und Führungskräften. Als Startup Unternehmer ist die Extrameile mehr Alltag als “extra”.

Die Extrameile hilft dabei, eine innere Illusion aufrecht zu halten und das eigene Ego zu pushen: mehr machen = mehr erreichen = mehr Reward und Erfolg im Leben. Dabei hat die dauerhafte 70 Stunden-Extrameile-Woche mir in meiner ersten Firma leider nicht dabei geholfen, den erhoffen Erfolg zu erreichen, finanziell erfolgreicher sein, oder ein erfüllteres Arbeitsleben zu führen (vom Privatleben fange ich gar nicht erst an…). Versteht mich nicht falsch. Ich arbeite gerne und gerne viel und ich glaube, dass es sich lohnt, Gas zu geben und eine Idee mit Leidenschaft nach vorne zu bringen, oder wenn nötig, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.

Das Problem liegt vielmehr darin, dass die Extrameile in (zu) vielen Systemen ein Dauerzustand ist und ironischerweise dabei hilft, Organisationen, die kurz vor dem Kollaps und Reif dafür sind zu scheitern auf individuelle Kosten am Laufen zu halten.

Zum Beispiel, wenn alle Kollegen über die Belastungsgrenze hinaus arbeiten, weil der Firma eine eindeutige Richtung fehlt. Oder, wenn die Hälfte der Abteilung wegen mieser Arbeitsbedingungen und schlechter Bezahlung das Unternehmen verlässt während sich die verbleibenden, “pflichtbewussten” Kollegen stetig aber sicher dem Burnout nähern. Die Kosten, die dabei entstehen, sind auf allen Seiten verheerend: Menschen setzen ihre Gesundheit und ihr Privatleben aufs Spiel, während Unternehmen die notwendigen Veränderungen für nachhaltigen Erfolg nicht umsetzen. Aber solange die Leute weitermachen und die Extrameile gehen, läuft das System weiter. So entwickelt sich absurderweise eine Kultur, in der die Extrameile fester Teil des Systems wird und alle gemeinsam auf ein schwarzes Loch zuarbeiten.

“ Die 50% mehr Einsatz helfen dann ironischerweise nicht dabei, mehr zu schaffen und erfolgreicher zu sein, sondern ein System am Laufen zu halten, das dringend eine Veränderung braucht. “Extra” ist dann nicht besser sondern schädlich. “

Okay, aber was machen WIR jetzt daraus? Zunächst einmal kann jeder einzelne von uns aufmerksam darauf achten, was gerade wirklich Sache ist und mit Mut und Entschlossenheit für das eigene Wohlergehen sorgen — und dabei helfen, dysfunktionale Systeme zu verändern oder sie im Zweifelsfall verlassen. Als Unternehmer achte ich selbst heute viel mehr als früher darauf, um was für eine Art Extrameile es sich gerade handelt. Eine, die mich wirklich nach vorne bringt und die mir dabei hilft, meine persönliche Entwicklung oder die Entwicklung meines Unternehmens zu beschleunigen, oder eine, die dabei hilft, eine notwendige Veränderung hinauszuzögern.

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Bis zum nächsten Mal — Euer Sebastian

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